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Berichte & Ergebnisse 2013

Ein falscher Hunderter

Beitrag von Ralf Milke.

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Falsche Fuffziger haben wir alle schon kennen gelernt und falsche Hunnies fliegen an der Aldi-Kasse auf. Aber gibt es auch falsche Hunderter? Ja, gibt es. 100 Meilen sollten es werden, 100 Kilometer sind es nur geworden.

Carsten und Justus haben Fotos gemacht. Hoffentlich stellen sie die hoch, obwohl es kein Zielergebnis gibt. Carsten hat rücksichtsvoll auf das finale Foto verzichtet, vielleicht kam ihm das auch nicht in den Sinn, mir auch erst später, aber schade, das Foto, das mich kurz vor km 101 am Königsweg frustriert auf dem Waldboden sitzend zeigt, hätte ich gern gesehen. Es war der Schlusspunkt meines Laufs, der erst mal eine große Enttäuschung war, aber schon vor dem Schlafengehen änderte sich seine Bedeutung. Da war ich schon am analysieren, erkannte viele Defizite, sah, was mir trotzdem sehr gut gelungen war, kurz: ich war schon mitten im Verarbeiten des neu gelernten.

Gut gelungen war mir der Umgang mit der Streckenlänge im Kopf. Alle Kilometer und Stunden waren mir zwar stets parat, aber es waren abstrakte Nummern. Schon nach 30 km schmerzten mich die Oberschenkel; wie kann man dann versuchen, noch weitere 130 km zu laufen? Das geht, indem man zu einem Punkt im Universum wird, der von den Gebundenheiten in Raum und Zeit losgelöst ist. Anders gesagt: Ich hätte zwar wissen können, was noch vor mir liegt, aber es hat mich nicht interessiert, da ich mich immer nur im hier und jetzt befand. Das konnte ich gut, wichtige Erfahrung.

Nicht gelungen ist mir das Langsamlaufen. Ich habe kein Gefühl dafür, wie man mit Kraft in den Beinen und Adrenalin im Blut 6:15 pro Kilometer läuft. Nach 30 km wurde es mit zunehmender Ermüdung besser, aber immer wieder wollten meine Beine in ihren schnelleren Rhythmus, weil der eben automatisiert ist. Insgesamt lief ich zu schnell. Den Verpflegungs- und Kontrollpunkt ganz kurz vor km 100 erreichte ich nach 10:35. In dieser Gesamtzeit steckt auch Wartezeit an einigen roten Ampeln und die viele Zeit an den Verpflegungsstellen, zu denen man sich oft auf Grundstücke begeben und dort selbst verköstigen musste – anders als der im Vorbeieilen gegriffene Becher, den wir von den traditionellen Straßenläufen kennen. Letztlich lief ich nicht viel langsamer als in Kienbaum mit Regina, und das war angesichts der langen Strecke und des mäßigen Trainings einfach zu schnell.

Ganz toll war die Unterstützung, die ich ohne dies zu organisieren bekommen habe. Carsten, Wilfried, Regina, Karl, Manfred, Justus, Reinhold und Gabi geleiteten mich ein Stück, Torsten, Frank und Peter hätten noch gewartet. Nochmal danke allen!!!

Von den ersten 100 km Mauerweg ganz in den Norden und ganz in den Südwesten nehme ich tolle Erinnerungsbilder mit. Als ich mich nach 50 km vom zu schnellen Anfangstempo erholt hatte, marschierte ich durchs Feld nach vorne. Die anderen waren nämlich erst recht zu schnell unterwegs gewesen. Von den 39 Läufern, die nach 50 km vor mir lagen, hatte ich bis zum Verpflegungspunkt nach 86 km schon 20 überholt. Dann kotzte ich die gerade getrunkene Cola kurz nach dem Loslaufen aufs Feldsteinpflaster von Krampnitz. Der Magen nahm nichts mehr. Nach zwei weiteren heißen Nachmittagsstunden ohne Flüssigkeits- und Energietransfer in die Muskeln krampften beim Loslaufen in Kohlhasenbrück nach 100 km die Waden. Wenn nichts mehr geht, gehen immer noch 50 Kilometer, heißt ein geflügeltes Wort unter den Ultras, und da ist was dran. Aber für mich waren es noch 60. Und ich war fast zu Hause. Der flüssige Lauf war beendet, und für einen solchen Bruch hatte ich kein Konzept im Kopf. Als ich am Sonntag Vormittag meine Sachen aus dem Lobeckstadion holte, traf ich einige, die um mich herum auf der Strecke gewesen waren, und aus der Art, wie sie sich bewegten, erkannte ich: ich hatte mich nicht genug angestrengt.

Am Sonntag Nachmittag habe ich mich fürs nächste Jahr angemeldet.

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