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Berichte & Ergebnisse 2013

50 km Bottrop

Beitrag von Ralf Milke.

Am zweiten Novembersonntag fand die Deutsche Meisterschaft der DUV über 50 km in Bottrop statt. Bottrop ist eine Stadt im nördlichen Ruhrgebiet, aber eigentlich verfließen alle diese Städte im Ruhrgebiet zu einer einzigen gesichtslosen Stadt, oder einer mit vielen Gesichtern.

Wir konnten am Samstag erst spät anreisen und hatten ein einfaches Hotel nahe dem Essener Hbf. gebucht, der von Berlin direkt angefahren wird. Der Hotelwirt sah nicht nach Läufer aus, aber er wollte dann wissen, warum man 50 km läuft. Viele Marathons war er nämlich früher auch gelaufen. Ja, warum eigentlich, warum 50? Weils die Hälfte von 100 ist? Ich weiß auch keine vernünftige Antwort. Unser individueller Grund war, dass Regina früher mit guten Erinnerungen schon beim 6-Stunden-Lauf in Troisdorf gestartet war, wo eine offizielle Zwischenzeit über 50 km genommen wurde. Diese 4:20 wollten wir unterbieten.

5er-Schnitt war die Traum-Idee, d.h. 4:10 im Ziel. Es war aber klar, dass wir keine Hochgeschwindigkeitsstrecke vor uns hatten. Befestigte Waldwege, leicht wellig, das lässt immer viel Interpretation zu. Am Samstag wars stürmisch mit heftigem Regen, aber in der Nacht wurde es ruhig und im Lauf regnete es nur während der ersten Stunde und windete kaum, später kam die Sonne raus, 8-10°C, super. Die Wege hatten allerdings schon etwas gelitten, und wo die gute Spur schmal war, lief ich neben Regina im Schmodder, und auch Regina musste ständig mit kleinen Überraschungen fertig werden.

Start und Ziel war auf dem Grubengelände der Zeche Prosper-Haniel, einem immer noch aktiven Steinkohlebergwerk, also einem Ruhrgebiets-Relikt. Über die Städte möchte ich mich jetzt nicht auslassen, aber über das zweite Relikt: gleich am Stadtrand geht der Wald los, oder Forst, aber mit viel Reliktnatur und -landschaft. Die 25-km-Runde nördlich von Bottrop hat durchaus ihre landschaftlichen Reize. Dazu gehören auch künstlich entstandene Seen, die heute völlig in die Landschaft eingegangen sind und viel Wassergeflügel beherbergen. Wir haben uns der Herausforderung gestellt, die Landschaft Landschaft sein lassen, und sind gelaufen.

Regina hat das Tempo angeschlagen, und es war immer ganz nah an 5:00/km. Weil wir so gute Schrittmacher waren, hingen über weite Strecken Gruppen von Läufern an uns, was uns gar nicht behagte, denn Läufer in engem Kontakt sind für Regina vor allem gehörte Bedrohung, und für mich ähnlich, denn ich muss ständig auf sie schielen, und fühle mich in meiner schwierigen und oft spontanen Wahl von Reginas und meines Kurses auf den Wegen von hinten bedrängt und behindert. Einer trat Regina tatsächlich in die Ferse, aber es kam nicht zum Sturz. Für mich noch schlimmer war der Überhol- und Begegnungsverkehr, den wir etwa zwischen km 21 und 28 hatten. Dort mischten sich alle angebotenen Teilnahmefelder (6,8; 10; 25; 50 km) in unterschiedlichen Bereichen der Teilnehmer und gegenläufiger Bewegungsrichtung auf schmalen Wegen.

Alles gut, fragte Regina nach 28 km, und ich sagte ja, aber eigentlich war ich an der Kante. Nachdem die Bewegungsrichtung wieder eine einzige geworden war und das Feld sich lichtete, kam ich aber wieder zurück und wir hatten gute Kilometer in den frühen 30ern. Dann reduzierten wir gezielt ganz leicht.

Als die Wege besser wurden zwischen 43 und 46 waren wir zu angriffslustig. Wie fertig bist Du, fragte Regina nach 46, geht noch, antwortete ich, und dann war die Rollenverteilung klar, ich motivierte, führte, Regina verausgabte sich. Die letzten beiden Kilometer waren schwierig, aber ein Einbruch sieht noch ganz anders aus. In 4:15:41 waren wir im Ziel.

Die erste Frau im Ziel war wie schon in Kienbaum Pamela Veith aus Kusterdingen (bei Tübingen) in 3:40:05 mit Streckenrekord, eine halbe Stunde nach dem schnellsten Mann Lars Rößler aus Leipzig (3:09:17). Regina wurde 10. im Gesamtklassement der Frauen und 3. der Deutschen Meisterschaft in der W35, um zwei Minuten geschlagen von Conny Dauben (Witten) und Heike Schlüter (Versmold), die nur um wenige Sekunden auseinander lagen. Die Rennanalyse ist natürlich sofort interessant: Wir hatten 5:23 auf der zweiten Runde verloren gegenüber der verdoppelten ersten Runde, Heike hatte 11:04 verloren und Conny 17:26. War das Rennen zu kurz für uns gewesen? Klare Antwort: Nein. Hätten wir mit optimal getroffener Einteilung eine Titelchance gehabt? Ja! Hatten Heike und Conny nicht viel bessere Chancen gehabt bei guter Renneinteilung? Ja, hatten sie.

Wir sind total glücklich mit dem Ergebnis. Schön war es mit anderen Guides von Regina wie Nikolaos Adam (Karlsruhe Marathon) und Michael Freitag (Baldeneysee Marathon) zusammenzutreffen. Michael brachte uns nach Duisburg zum Bahnhof, so dass wir nach der Siegerehrung den ICE zwei Stunden vor dem Reservierten bekamen. Wir enterten auch sogleich die Plätze, die noch besser als reserviert sind, nämlich die im Speisewagen. Dort waren die Stunden erträglich, und am Ende entspann sich ein neuer ganz unerwarteter Wettkampf. Ungefähr 4 Stunden sollten wir unterwegs sein, und auf die Sekunde ging es los, aber dann bauten sich kleine Verspätungen auf, und wir wurden in Vinzdorf (Brandenburg) angehalten, um einen anderen Zug passieren zu lassen. War schon mal jemand in Vinzdorf? Immer noch war dicke Reserve, selbst in Spandau schien alles entschieden, aber dann wurde es immer langsamer, Mommsenstadion, 17. Juni, Spree, dem ICE ging der Saft noch dramatischer aus als Regina auf dem letzten Zwölftel. Am Ende schleppte er sich durch, Mitte 4:13, wie die W35 von Bottrop, nur auf gerader Strecke.

Das Drama: Der Zug musste noch mal los zum Ostbahnhof. Ich wäre nicht mehr bis Ostbahnhof gelaufen, meinte Regina.

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