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Berichte & Ergebnisse 2005

21. Naha M (Japan)

Beitrag von Joachim Dirks.

21. Naha Marathon auf Okinawa (Japan) am 4.12.2005

Nach dem wir letztes Jahr am Fukuroi Marathon teilgenommen hatten und uns über die Hügelstrecke von Shizuoka schleppten, sollte es dieses Mal ein flacher Kurs sein. Eine Prise Urlaubsstimmung sollte nicht fehlen und so fiel die Wahl auf Okinawa. Diese schöne Insel liegt nahe an Taiwan und so leben die Japaner dort auch etwas „südländischer” als ihrer Landsleute auf Honshu. Die Insel bietet ein buntes Treiben und vielfältige kulturelle Eindrücke. Der geneigte Leser bemerkt, dass ich nicht so recht zum eigentlichen Thema des Berichts kommen möchte, nämlich zum Marathonlauf auf Okinawa. Doch Gemach, gleich geht es los. Zuvor noch schnell das Drum-Herum: Wir hatten eine Komplettreise, bestehend aus Flug, Übernachtung, Fahrt zur Marathonmesse und Streckenbesichtigung per Bus gebucht. Und so landeten wir am Samstag morgen gut vorbereitet und gelaunt in Naha. Das Thermometer zeigte laue 23 C und ein wolkenloser Himmel verhieß einen schönen Tag. Da es am Sonntag regnen sollte, war uns das schöne Wetter sogar recht. Unsere Reisegruppe formierte sich, es wurde durchgezählt und pünktlich um 12 Uhr ging es mit dem Bus auf die Strecke, die in einem weiten Bogen um den südlichen Teil der Insel führt. Christiane fragte mich ständig nach eine Karte mit Höhenprofil, aber das gab es nicht vom Veranstalter. Was soll man sagen? Nach 3 km war uns klar, warum das nicht in den Startunterlagen zu finden ist. Der erste satte Anstieg lugte zu uns herüber. Noch konnte ich Christiane beschwichtigen, denn: wo man hoch läuft, gehts auf einem Rundkurs auch wieder runter, oder? Nun, runter ging es aber erst ab km 22 wieder. Bis dahin folgen in loser Reihefolge eine Steigung nach der anderen. Insgesamt ca. 200 Hm. Wir waren fassungslos... Damit nicht genug. Ab km22 gehts zwar Netto bergab, das aber teilweise so steil, dass wir uns fragten, wo die Klettereisen angebracht sind. Da das Stadion –wieder Mal- auf einem Berg liegt, waren die letzten 3 km erneut ansteigend. Nach der Besichtigung war Christiane wie vor den Kopf gestoßen und wollte gar nicht laufen. Mit Mühe konnte ich sie dazu überreden, wenigstens die Startunterlagen abzuholen. Eine nette Amerikanerin, deren Mann auf der Insel stationiert ist, schwatze noch mit uns am „Ausländerstand” und verriet uns, dass sie bereits zum 3. Mal dabei ist. „Na bitte”, sagte ich, „kann doch so schlimm nicht sein”. „Ja, die Berge haben es in sich. Aber die Stimmung ist ganz toll!” Nun gut, den Rest des Tages verbrachte ich damit, Christiane davon zu überzeugen, dass sie am Sonntag mitläuft. Allerdings entschied ich mich, das Abenteuer mit ihr zusammen zu bestreiten. Und so standen wir am Sonntag um 8 Uhr im Startbereich. Überall Gewusel, 20.000 Teilnehmer versuchten den Gewitterböen auszuweichen. Wir konnten unter einem kleinen Baum ausharren, bis dann um 9 Uhr der Startschuss fiel. Die Startblöcke waren nach Startnr. eingeteilt und da wir in Japan waren, hielt sich nahezu jeder an diese Einteilung. So ging es für uns zügig los und der erste km ging in 5:50 vorbei. Das ursprüngliche Ziel von 3:30 war mit keiner noch so geschickten Renneinteilung zu erreichen, soviel war klar. So gingen wir die ersten km in 5:10-5:15 an, Berg auf in 5:25, Berg ab in 4:55. Nach 10k zeigte die Uhr 51:40 min, soweit so gut. Bei km 16 musste ich mal kurz zur Seite treten und konnte dann in meinem geplanten MT Christiane hinter her laufen. Meine Güte! Nie und nimmer hätte ich das freiwillig auf dem gesamten Marathon laufen wollen... Den HM gingen wir in 1:50 durch. Nach 25km wurde es endlich flacher, dafür kam stetiger und teilweise böiger Gegenwind auf. Der war für mich nicht so schlimm, aber wenn man in seinem MT läuft, dann kostet das sicher tierische Energie! Welch ein Glück, dass die Stimmung an der Strecke wirklich toll war. Nahezu jeder war auf den Beinen und versorgte die Läuferinnen und Läufer mit selbstgemachten Nahrungsmittel: frozen Teesticks, Mandarinen, Wasser, Tee, Rohrzucker, Energiedrinks. Einfach phantastisch, diese Unterstützung, sowohl von den Einheimischen, als auch von den Angehörigen der amerikanischen Soldaten. Mittlerweile fing Christiane an, leise vor sich hin zu jammern, dass sie nicht mehr könne. Da sie diese Einschätzung bei km28 verlautete, schien mir alles im grünen Bereich zu sein, denn auch bei mir hatten sich die Oberschenkel schon stark verhärtet. Die nächsten 10km haderten wir beide mit unserem Schicksal und sahen SEHR viele Läufer aufgeben. Wie wir später erfuhren, kommen nur ca. 65% der Läufer im Ziel an. Ziemlich geschafft überquerten wir nach 3:41:30 die Ziellinie. Auf dem Weg zum Ausgang wurde Christiane von einer Reporterin angehalten. „Can I ask you some questions about the Marathon and Okinawa?” fragte die nette Japanerin. ”Yes.” „How do you like the Marathon?” ”Terrible!”, entfuhr es der entnervten Deutschen. Die Reporterin zuckte sichtlich entsetzt zurück! Sie entspannte sich etwas, als wir klarstellen, dass die Strecke „terrible” ist, alles andere aber „wonderfull”. Wir wurden noch etwas interviewt. Da wir aber keine tolle Story abgaben (keine persönliche Bestzeit, sic!) schoss sie noch ein Photo und widmete sich dann anderen Kuriositäten. Wir holten unsere Kleidersäcke, zogen uns um und gingen erst mal im Ruhebereich was Leckeres essen. Der Sieg bei den Männern ging in 2:29 weg, bei den Frauen in 2:47. Die 10. Frau lief 3:14. Weitere Platzierungen gibt es erst per Post in ca. einer Woche. Mein Fazit: Christiane hat eine tolle Leistung gezeigt, auf einem solchen Kurs so ein starkes Rennen zu laufen. Ich bin froh, nicht den Kampf gegen die 3h Marke angetreten zu sein; wer weiß, wie das ausgegangen wäre. Und eines haben wir uns geschworen: im nächsten Jahr nur flache Strecken!!!

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