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Dies ist ein Archiv, die aktuelle Website ist www.psb24-laufteam.de.

Berichte & Ergebnisse 2014

Neun um Neun

Beitrag von Ralf Milke.

Früher wurde die Berliner Marathon-Meisterschaft hochbeachtet integriert in den Berlin-Marathon durchgeführt. Reinhold hat trotz 2:26er-Bestzeit den Lorbeer nie erringen können, Holger hat es später mit einer 2:28 für den PostSV geschafft. Dann wollte die SCC GmbH nicht mehr. Die Meisterschaft wanderte zum Schlösser-Marathon in Potsdam, der sich als Sommerveranstaltung nicht halten konnte. Danach war die Meisterschaft für zwei Jahre komplett tot. Mangels Startgelegenheiten in Berlin und Brandenburg! Man muss sich das mal vorstellen, das Läufermekka Berlin, das sich als eine der Welthauptstädte des Marathonlaufs sieht, ist nicht in der Lage, eine Berlin-Brandenburgische Marathon-Meisterschaft hervorzubringen!

In diese Lücke ist der SC Brandenburg Berlin mit seinem Grunewald-Marathon gesprungen, der nun zum zweiten mal und zum ersten mal als BBM ausgerichtet wurde. Der Lauf ist handgestrickt, und für diejenigen, die noch die Marathonszene der späten 70er Jahre kennen, war es in Teilen ein Flashback. So liebevoll wie bis ins kleinste Detail damals viele Läufe organisiert waren, so war es auch beim Grunewald-Marathon. Was beim Berlin-Marathon die Blaue Linie ist, das ist beim Grunewald-Marathon die Sägespäne-Linie.

Die Strecke hat es mit aufsummiert 377 Höhenmetern Anstieg durchaus in sich. Unseren Kilometerberg vom sonntäglichen Hügeltraining darf man zwei mal herunterlaufen, aber erst nachdem man ihn von der anderen Seite aus jeweils erklommen hat. Durch geschickte Streckenführung wird von insgesamt ganzen 4 Verpflegungspunkten sowohl im Ziel als auch 11 mal auf der Strecke Getränkeversorgung angeboten. Sehr charmant sind die Preise. Das Größte und Wichtigste ist ein enormer Wanderpokal für die Mannschaftswertung, die in diesem Jahr an den SCC ging. Ansonsten gab es Preise vor allem im Jugendlauf. Natürlich nicht nur: Bärbel fand in ihrem Präsentbeutel eine rosafarbene Shampooflasche, die sie sich sonst, nach eigenem Bekunden, bestimmt nie selbst gekauft hätte. Danke auch dafür!

Es gibt ulkigerweise bei diesem Lauf über Marathon wie Halbmarathon getrennte Starts für Frauen und Männer. Nach meiner Zählung sind um 9:00 Uhr beim ersten Start 9 Frauen in den Grunewald auf ihren Marathon gegangen. Die fanden es dann schon überwiegend recht einsam auf der Strecke. Bei den Männern werden es um 9:52 wohl um die 80 Starter gewesen sein. Die HM-Frauen starteten nur 8 Minuten später, und hatten den Vorzug, das Männer-Marathonfeld aufrollen zu können. Auf ihrem Schlusskilometer überholten mich die dritt- und viertplatzierten Läuferinnen, die ersten beiden schon lange vorher. Das Procedere kann man ganz sicher überdenken. Aber vielleicht ist diese Auftrennung angesichts der Meisterschafts-Rolle doch eine nette Idee. Lustig allemal. Als das noch recht geschlossene Feld nach 2 km am Teufelssee eine entgegenkommende Nordic Walking Gruppe passierte, hörte ich "Das ist ein Männer-Marathon" von einer Walkerin. Die werden gestaunt haben, dass bis zum Schluss wirklich keine Läuferin kam.

Unseren PSB-Ergebnisbericht beginne ich vielleicht unpassend mit mir selbst, aber nur, weil ich mir die ganzen Höhepunkte ja für den Schluss aufheben möchte. Eigentlich wollte ich nicht im Grunewald laufen, weil ich eine Woche vorher schon bei den 100 km in Kienbaum am Start war. Aber dort habe ich nach 55 km aufgehört. Torsten machte mir den wunderbaren Vorschlag, dann doch gemeinsam den Grunewald-Marathon zu laufen. So haben wir's getan. Torsten bekam leider ein Hüftproblem und konnte nur noch unrund laufen, und hat nach 23,7 km beim Getränkepunkt seinen Lauf beendet. Ich lief weiter, ganz nach Gefühl, weil sowieso nur die Punkte 5, 10, 15, und 20 km markiert waren, an denen man sich auf der zweiten Runde auch wieder orientieren konnte. Meine beiden Hälften waren selbstgestoppt 1:48:15 und 1:48:10, und deswegen spare ich mir auch das Geld für einen Garmin. Mich hat der Lauf wieder mit mir selbst versöhnt, weil er als zweite Etappe gewissermaßen der fehlende Rest des 100ers war.

Jetzt aber zur Meisterschaft. Die Siegerzeit war 2:51, glaube ich, von einem jungen Läufer des SC Brandenburg, aber warten wir lieber die Ergebnisliste ab. Das Ergebnis des PSB kann man nur als Medaillenregen bezeichnen - insgesamt gab es so viele Medaillen wie Teilnehmer, und mehr Medaillen als Finisher.

Bärbel wurde Offene Berlin-Brandenburgische Meisterin im Marathonlauf und natürlich in 3:51 auch Siegerin in der W55. Ruth belegte als Siegerin der W60 in 4:21 gleichzeitig den dritten Platz der Gesamtwertung. Beide hatten nach absolviertem Marathon noch zwei schwere Medaillen um den Nacken davonzuschleppen. Dieter lief starke 4:17, aber musste als Zweiter Franz Feddema den Meistertitel in der M70 überlassen. Manfred hatte ein hartes drittes Drittel der Strecke zu bewältigen, aber war in 3:49 in der M65 unerreichbar.

Am Rande klang an, dass es schwierig ist, einen Lauf wie diesen im Einklang mit dem Forstamt durchzuführen. Das ist bizarr. Viele der Starter wären ohne den Marathon sonst auch an diesem Wochenende auf den festen Wegen im Grunewald laufend unterwegs gewesen. Unter den Tausenden, die dort zu Fuß oder per Rad unterwegs sind, sind sie eine verschwindend kleine Gruppe, und der Einfluß einer auf die Brust einer laufenden Person gehefteten Nummer auf die umgebende Fauna und Flora muss wohl noch erforscht werden. Über mir jedenfalls flog auf meinem Schlusskilometer der Schwarzspecht von der Roten Liste mit lautem "rrrib-rrrib-rrrib" in seinem Revier, das direkt den Sportanlagen angrenzt, und für mich hat er sich garantiert Null interessiert.

Der 2. Grunewald-Marathon des SCB ist eine wunderbar mit viel Liebe und vielen Helfern, auch vielen jungen, organisierte Laufveranstaltung, die hoffentlich Zukunft hat. Die Geistesverwandschaft mit unseren eigenen Veranstaltungen, was Orientierung auf das Wohl der individuellen Läufer (vgl. Havellauf) als auch Reduzierung auf den Kern des Laufsports (vgl. Meister aller Klassen) angeht, ist unübersehbar.

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