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Berichte & Ergebnisse 2011

Marató de Barcelona (06.03.2011)

Beitrag von Horst Matznick.

Nichts ist so alt wie die Meldung von gestern. Allerdings ist mittelalter oder alter Gouda besser als der von heute. Nach 6 Tagen Barcelona wieder zu Hause. Darum erst jetzt ein Bericht vom Marathon am letzten Sonntag. Eben: Der alte Gouda. Barcelona - Kataloniens Hauptstadt und Perle, Olympiastadt 1992, die Stadt der Künste, Weltausstellungen 1888 und 1929, Architektur, des Handels, voller Urbanität mit überschäumender Lebensfreude (viele junge Leute), die seines Gleichen sucht. „Barca“ ist nicht gleich Spanien, obwohl die Costa Brava nicht weit entfernt ist. Am Ende eines Urlaubs dort sagen deutsche Urlauber gerne: „Wir waren in Spanien.“ Die Katalanen haben neben Spanisch noch (oder wieder) ihre eigene Sprache (Catalan), eigene Zeitungen, Radio und TV und sind ebenso wie die Basken im Nordwesten in begrenzter Autonomie Bestandteil Spaniens, das verständlicherweise jedes Separatistengehabe im Griff haben will. Katalonien – Kastilien, das gab schon immer Zündstoff (heute FC Barca – Real M.), also sind wir in Spanien! Derart gut informiert, ist es leicht, sich auf die Stadt einzulassen, insbesondere dann, wenn zu Hause in Berlin noch Minusgrade anstehen und die Sonne noch etwas länger brauchen wird, um die Forsythien – wie hier – zum Blühen zu bringen. Irgendwie sprach es sich bei Hübis Lauftreff herum, wer in Barcelona den Marató angehen will, obwohl das bei Leibe nicht der einzige Grund sein kann, die Stadt zu besuchen. Zwei Frauen, drei Männer: Karen, Ruth, Christian, Stefan, Horst als echte Akteure. Sie praktizierten das Beste überhaupt und hatten, anders als beim Lauftreff, Partner dabei. Alleine leiden ist genau so wenig schön, wie einsame Wonnestunde zu haben. Darum merke: Geteiltes Leid ist halbes Leid, erlebtes Glück ist doppeltes Glück, zu zweit oder mehr. Ist bekannt, gell? Es gab aber niemand, der unglücklich aussah. Und so war das Barcelona-Treffen beiläufig von dem Ereignis geprägt, von dem ich jetzt (endlich) erzählen will: Die Form aller fünf war gut, von gesunder Zuversicht, verhaltener Freude, Rehabilitationsgedanken und entspanntem, zurückhaltendem Laufen war die Rede. Stefan und Christian waren sehr gut drauf. Karen wollte einen Sunshine-Lauf mit Fotopausen (ich wage die kesse Anmerkung: Sie fotografierte u.a. auch alle gut aussehenden jungen Männer - das bot sich in der Fülle so an, nicht wahr, Karen?), Ruth plante 4 – 4 : 15 Std. ein und der Berichterstatter dachte mit Schrecken an den vergangenen Berlin-Marathon mit anschließend langer Rekonvaleszenspause: Es muss hier besser werden. Samstags am Frühstückslauf teilzunehmen, habe ich versäumt, weil Uta und ich erst am Nachmittag eintrafen. Aber die anderen schwärmten geradezu. Von der Stadt aus ging`s auf in die Hügel zum Montjuïc, nicht zum Castell, von wo man einen herrlichen Blick Richtung Meer hat, sondern zum Estadi Olimpic Lluis Companys (Olympiastadion). Eine Läuferschar aus aller Welt, wenn auch nicht so zahlreich wie in Berlin, traf sich dort zum Frühstück und zum Plausch, äußerst angenehm. Nachmittags gab es die Startunterlagen im „FIRA de Barcelona“, jenem Messegelände, das gleich unterhalb des traumhaft auf der Höhe gelegenen Nacionalpalau (Nationalpalast – heute Museum) mit herrlichen Wasserspielen (Font Magica) liegt. Der Ausblick von dort oben gibt den ganzen Startbereich für den morgigen Sonntag frei. Wunderbar, die kaskadenmäßigen Stufen auf und ab sind eine abgeschwächte Form der Herausforderung auf das, was uns ca. 16 Stunden später abverlangt werden wird.

Sonntag: Startzeit 08:30 Uhr. Gut so. 16° C, softer Wind, im Schatten angenehm kühl, in der ansteigenden Sonne gefühlte…naja, weit mehr. Wir trafen uns ein Stunde vor der Wahrheit vor den Ionischen Säulen oberhalb der Font Magica, dem fantastischen Brunnen, der abends beleuchtet, mit Musik untermalt, ein Fontänen- Wasserballett zeigt. Mit majestätischer Sicht schaut der Besucher von dort auf den Startbereich, der von zwei am Plaça de Espanya stehenden, dem Campanile in Venedig nachempfundenen quadratischen Türmen begrenzt wird. Es ist eine Augenweide. Da laufen wir durch und heraus und ein paar Stunden später wieder herein, in die Avinguda de la Reina Maria Cristina. Start ist gleich Ziel, dazwischen die bekannten 42,195 km, obwohl Stefan, wie auch Christian, an ihren ESP-Geräten (heißen die so?) 42.440 m ausgewiesen bekamen. Haben sich die Vermesser 245 Meter mehr Farbe bezahlen lassen? Eine durchgehende schmale, blaue Linie ist ein gutes Leitmotiv für ca. 15.000 (oder leicht drüber) Marathonis, die am Start mit voll rot, blau, gelb und grün gekennzeichneten Startnummern stehen. Wir stehen in Gelb (3:30 – 4:00). Es dauerte fast 7 Minuten bis es endlich klick auf der Gummimatte machte: Chipnotiz Nr. 1, weitere Messpunkte sollen alle 5 km, bei Halbmarathon und an besonderen Punkten folgen (Schummler haben hier keine Chance). Die Strecke ist zunächst durchaus sympathisch. Ein eckiger Kurs, der sich unterwegs mehrfach in alle Himmelsrichtungen windet, zuerst am Stadion von CF Barcelona (Camp Nou) vorbei, weiter Pedrera, das Wohnhaus von Antoni Gaudi und 3 km danach sein Highlight der Stadt, die Basilika (seit 2010) „Sagrada Familia“. Über die Meridiana zum westlichsten Punkt zurück nach Osten, dann eine lange Gerade zum „Torre Agbar“, auf der „Diagonal“ 2,5 km dem nachfolgenden Läuferstrom entgegen zurück mit Schwenk rechts zum Wasser. Am Port Olímpic vorbei, die Torres Mapfre (zwei große, architektonisch interessante Bürotürme) im Auge, durchqueren wir den Arc de Triomf (nicht vergleichbar mit Paris), um einen der wichtigsten Plätze den „Plaça Catalunya“ zu streifen, ehe ein paar Meter weiter die Prachtstraße La Rambla erreicht ist. Nur noch 3 km, Columbus winkt uns von der 40 Meter hohen Säule zu, auf der er steht und auf das offene Meer zeigt. Jetzt geht es ans Eingemachte. Kopf nach unten und langsam hoch auf die Sapúlueda, die Campanile sind erreicht, nur noch ein paar Meter bis zum Ziel. So „schnell“ geht das. Christian war gleich auf und davon. Karen und Ruth suchten ihr eigenes Tempo, Stefan und ich gingen zunächst verhalten an, bis wir merkten, es läuft gut. Plötzlich Schnitt 5:16. Super. Keine Beschwerden, obwohl der Kurs nicht gerade einfach ist. Lange Schleicher (Anstiege) mit zusammen gerechnet so an die 100 Höhenmeter, zwei, drei, kurze, steile Brücken und letztlich der sich 1,2 km lang hinziehende Schlussanstieg zum Plaça de Espanya verlangten einiges. Ab km 21 (1:47) lief Stefan in seinem erst 2. Marathon (!) seinem Traumziel 3:30 entgegen. Ich blieb zurück und haderte mit der eigenen Unzulänglichkeit: Mal da, mal hier ein Aua. Die Vernunft siegte, ich nahm das Tempo raus, nur nicht aufgeben, ankommen, egal in welcher Zeit. Das kannte ich schon. Irgendwie klappte es. Stefan best man: 3:33:18. Toll, sagte nicht nur seine Michaela. Christian wähnten wir längst im Ziel, doch Feingeister brauchen manchmal eine schöpferische Pause. Die legte er 8 (acht (!) Minuten bei seiner Anja ein. War es das junge Eheglück, das eine mehr als dreistündige Trennung nicht zuließ? Jedenfalls kam hand-some Christian in fantastico 3:35 über den Zielstrich. Bravo. Mit mir ging es schon nach km 25 bergab, obwohl ich aufgrund der ungewöhnlich hohen Herzfrequenz ständig das Gefühl des Bergauflaufs hatte. Mehrere Stopps waren einfach richtig. Die 4:04 hätte ich gerne vermieden, doch in der Opa-Klasse so übel auch wieder nicht. Ruth, die eiserne Vielstarterin macht es richtiger. Sie läuft und läuft und läuft bewusst konstanter. Am Ende kamen 04:04 heraus, genau wie bei mir, nur mit dem Unterschied, dass sie eine Sekunde schneller als ich war: 04:04:44, eine lustige Zahl. Na, bitte, da lacht das Läuferinnenherz. Schließlich Karen. Eine junge Frau, mit allem , was dazu gehört, vor allem Spaß. Sie fotografierte unterwegs, was das Zeug hielt, lief trotzdem und kam glücklich in 4:16 ins Ziel, obwohl sie viel, viel besser könnte. Prioritäten setzen ist manchmal wichtiger. Alle waren wir erneut auf dem Olymp, glückliche, Medaillen umkränzte Ankommer sowieso und anschließend in den jeweiligen Hotels garantiert Extra-Warmduscher. Kleine Nebensächlichkeiten am Rande der faszinierenden Großstadt, die sich anschließend erst - mit klaren Augen gesehen - richtig öffnete: Gaudi, Miro, Picasso, Tapies, Modernisme (der Katalanische Jugendstil), Museen ohne Ende, die einzelnen Barros (Stadtteile) und, und …und ich könnte stundenlang erzählen. Vor allem von den köstlichen Mahlzeiten und den Leckereien samt Kaffee. Lassen wir das hier.

Hasta la vista - España - proxima éstacione (nächste Haltestelle)- 2012 Stockholm/Sverige ---

Horst

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