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Berichte & Ergebnisse 2009
Achteinhalbmal Plänterwald, die Letzte
Beitrag von Ralf Milke.
Der 31. Team-Marathon im Plänterwald war definitiv der letzte. Die Infrastruktur der Amelia-Earhard-Schule, auf die der Lauf mit seinem Drumherum angewiesen war, steht nicht mehr zur Verfügung. Die SCC-GmbH hatte im Oktober schon den Lauf von 2008 zur letzten Veranstaltung erklärt. Dann hatte Roland Winkler, der Organisator und die Seele des Laufs, aber die Schule noch einmal für einen Abschiedslauf öffnen können, und die GmbH musste eher mehr als weniger zähneknirschend noch einmal als Veranstalter auftreten.
Geliebt war die geerbte Ostberliner Veranstaltung mangels wirtschaftlichen Potentials schon längst nicht mehr, außer in den winterlichen News im Internet, wenn es nicht viel zu vermelden gab. Dort war dieses "weltweit einzigartige Event" in den Zeilen immer gern gesehen. Auf der Berlin-Marathon Internet-Seite habe ich keine Verlinkung zur Team-Marathon-Ausschreibung 2009 mehr gefunden. Fündig wurde ich dann per google, es gab tatsächlich eine Internet-Ausschreibung bei berlin-marathon.de, leider mit falscher Startzeit. Ergebnisse existieren auch noch online, aber nur aus den vergangenen drei Jahren. Den Rückblick auf die Post-SV-Erfolge dürfen wir uns also verkneifen.
Natürlich ist das Ende der Veranstaltung vielschichtiger. Die Anzahl der laufenden Teams schwand Jahr für Jahr, während das Alter des Veranstalterteams genauso schleichend Jahr um Jahr anstieg. Zwar war der Lauf noch nicht am Ende, aber ein drohendes war eigentlich absehbar. Das Konzept ist mit größten Teilen der heutigen Läuferlandschaft nicht mehr kompatibel. Dabei haben Mannschafts-Wettbewerbe in der Form von Staffeln eigentlich Konjunktur. Aber da sind die Strecken kürzer und ist die Verantwortung für jeden einzelnen geringer. Mit dem pünktlichen Eintreffen am Veranstaltungsort ist schon die halbe Miete gezahlt. Das war im Plänterwald Mitte Januar niemals so.
Unter einigen aushängenden Medienberichten zum letzten Team-Marathon war auch einer aus der Jungen Welt. Dort wurde gemutmaßt, der Lauf wäre wohl zu ostig gewesen und deshalb abgesägt worden. Eine gewagte These, aber ostig war der Team-Marathon, und zwar im allerbesten Sinn. Er war liebevoll organisiert, sehr persönlich, und sehr preisgünstig. Das Ostigste war möglicherweise das abendliche Zusammensein mit Tanz nach dem Lauf, aber mangels passender Sozialisation habe ich mich das nie zu ergründen getraut. Ich versteige mich sogar zu der These, dass auf seine eigene Art der Havellauf der ostigste Lauf des Westens ist. Die Marathon-Teams des "Lauftreffs Bernd Hübner" mögen meine Zeugen sein.
Der Lauf 2009 hatte bei angenehmen Temperaturen um den Gefrierpunkt und einem freundlichen Himmel an Winter dennoch keinen Mangel. Gelaufen wurde diesmal in der "falschen" Richtung, nämlich umgekehrt zu den vorherigen 30 Team-Marathons (270 Runden) und der Zillion an Folker-Lorenz-Plänterwaldläufen. Eine geniale Idee. Den Startschuss feuerte Horst Milde ab, ein treuer Freund des Team-Marathons, der aus der SCC-GmbH ja auch längst herausgedrängt wurde. Der festgetretene Schnee war auf der gesamten Strecke zu einer ununterbrochenen und meist sehr ebenen Eisschicht zusammengefroren. Auf großen Teilen der Strecke war eine schmale Bahn von Splitt gestreut, der sehr half, wo es ihn gab. Auf den zwei Kilometern entlang der Spree lag allerdings viel zu wenig bis praktisch gar keiner, und hier schlitterte man stellenweise übers blanke Eis.
Sieger wurde die Mannschaft vom Skiclub Dresden-Niedersedlitz mit einer ausgezeichneten 2:55. Zum Siegerteam gehörte mit Ralph Koritz ein mehrfacher Sieger des Rennsteiglaufs. Vom PSB waren 7 Läufer am Start. Ryan lief beim Forum-Team in 3:38 mit, und hätte wohl auch schneller gekonnt. Dieter Segebart, Werner Feist und Justus Habigsberg hatten sich als 4-Stunden-Team formiert, und liefen unbeeindruckt von den Verhältnissen 3:58. Justus war zwei Tage vorm Start trotz Trainingsrückstand für den ausgefallenen Holger eingesprungen, und kann nun einen besonderen Superlativ bei diesem letzten Team-Marathon für sich beanspruchen: Jüngster Teilnehmer in der 150-Jahre-Wertung! Patrik Marschalik, Carsten Schultz und Ralf Milke starteten mit der Nummer 1, der Nummer des Vorjahressiegers. Aber in diesem Jahr hingen die Eiswein-Trauben zu hoch. 3:05 waren auf diesem Boden gar nicht schlecht, aber nur Platz 4. Die Ossis waren einfach zu schnell.
Die ex-Postis wurden zeitweilig von unserem Vorläufer kaum vergangener Jahre Holger Trapp-Opitz begeleitet, der auch mal leichtfüßig für ein Foto vorausschwebte, und von der gedrehten Laufrichtung ganz irritiert war: "Man sieht ganz andere Bilder!". Der Berliner Team-Marathon ist Geschichte, aber tot noch lange nicht. Vielleicht lebt er fort an anderem Ort mit ähnlichem Konzept. Möglicherweise könnte es mal einen Grund geben, mitten im Winter nach Leipzig zu fahren. Sportlich wäre das sehr herausfordernd, denn das wäre viel näher für die schnellen Sachsen. Ich weiß nicht, ob in diesem Umfeld eine ausreichende Basis für Eventläufer dieser speziellen Sorte erschließbar ist, aber ich wünsche es mir.
Noch eine verbandsrechtliche Anmerkung: Eigentlich hat der geschichtsträchtige 31. Berliner-Team-Marathon überhaupt nie stattgefunden. Denn die SCC-GmbH hat den Lauf gar nicht erst beim Verband angemeldet, wie ich aus erster Hand weiß. Erstaunt stellen wir fest, dass wahre Schönheit gar nicht von korrekten Formalien abhängt.
Kommentar von Ralf Milke, 20.01.2009, 21:58:
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