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Berichte & Ergebnisse 2009

Der-Mann-mit-dem-Hammer - Frankfurt-Marathon 25.10.2009

Beitrag von Horst Matznick.

Wer kennt ihn nicht, den berühmt-berüchtigten Deprimierer? Spätestens beim 38. km lernt ihn (fast) jede(r) kennen. In Frankfurt am Main ist das anders. Da steht er schon am Start und ist aktiv; keiner kann sich gegen ihn wehren, er ist einfach da. Der Spannung wegen: Erklärung später.

Frankfurt am Main (Ffm.) musste sein. Bisher gab es bei mir nur Marathon-Rennen, die oberhalb des Weißwurst-Äquators (Main) stattfanden (Bonn zähle ich einmal mit dazu). Ffm. ist zweifelsfrei ein Grenzfall. Weder Nord noch Süd, sagen wir einfach International - hier wuselt es im Nationalitätengemisch. Kaum dem Flughafen und Hbf. enteilt, erschlägt es den Besucher fast: Mainhattan ist weiter im Werden. Es sind die Großimperien Banken, Industrievertretungen, schlicht das Business eben, und Hotels in Riesen-Dimensionen (Mariott, Maritim). Vergessen wir die Messe nicht! Diese Ansammlung hat das Stadtbild maßgeblich beeinflusst, sagen wir einfach, sie beherrscht es. Doch kleine Inselchen des alten Frankfurt sind geblieben. Römer, Goetheplatz, Altstadt, das Mainufer und die Zeil, jene mit dem KuDamm vergleichbare Einkaufsstrasse. Und etwas sehr Schönes am Wochenende: Alle halbe Stunde kommt zwischen den neueren ein altes Straßenbähnle mit Hängern daher gefahren: der Äppelwei-Express, bunt bemalt und reichlich bestückt mit Attributen seines Namens sowie vielen danach Genusssüchtigen. Das Leben pulsiert. Komm`zum International Airport oder zum Hauptbahnhof, hier tickt es, im Vorübergehen.

Nun bin, nun war ich hier, für zwei Tage. Nur zum Rennen (als Bonvivant des Laufens). Allerdings mein letztes in 2009. Nach Wien, Berlin, nun Ffm.

Ende der Sommerzeit. Start 10°° Uhr. 12.614 Starter einschließlich Staffelläufer. Es geht los und endet am/im Messezentrum. Genau vor dem für deutsche Verhältnisse gigantischen Messeturm, eines von den Ultra-Bürobauwerken der Stadt, durchaus ansehnlich, ist das Startband gestrafft. Ich stehe beim „Commerzbank-Marathon“ (nur das steht auf der Startnummer, kein Frankfurt, kein Datum - sehr befremdlich) im „Skoda-Block“, das ist der 3. Auch die Startblöcke werden in der Bänkerstadt vermarktet. Es dauert bei mir 2 Minuten, ehe es richtig losgeht. Die Straßen sind vom nächtlich leichtem Niesel und Morgennebel etwas glitschig, doch es wird heute wieder warm (18 – 20°). Die Strecke macht schwindelig, links, rechts, ums Karree und noch einmal in der Altstadt hoch und runter, ehe wir den Startbereich links liegen lassen. Dann die erste Schleife, diesmal in Form einer verkrüppelten Acht. Ab km 11 kommt genau das Gegenteil. Die langen Geraden dominieren. Zuerst am Schaumainkai, dann ein langes Teilstück der Kennedyallee, an der Galopprennbahn vorüber ins Vorstädtische. Eben noch Laubenpieper (richtig lieb: sie boten selbst gepressten Saft an) und Pferdewohlgerüche, dann ein Klärwerk, Schwanheim.

Wir überqueren die Brücke über den Main, streifen den Stadtteil Höchst mit Anstieg und Rundkurs Richtung Nied und Griesheim. Erst ab km 32/33 sind wir wieder in der Stadt. Der „ländliche Teil“ hatte durchaus Charme, schon wegen der Stimmung am Straßenrand, nur mir ging es nicht so gut. Mich trug lediglich ein Gedanke: Ankommen. Bei km 35/36 ging das Links-Rechts-Karussell von neuem los (wo war eigentlich km 37?), 38, 39 bis 40km. Mir wird wirklich mulmig, war es der Kreislauf, der H a l t sagte? Tappel, tappel, leider nicht im Tango-Schritt, sondern hart erkämpft. Erst ab km 41 ist mir klar, dass ich ankommen werde. Und da steht er nun, der, den ich unterwegs 5 – 6 vor meinem geistigen und psychischen Auge getroffen, aber nicht akzeptiert habe: der übergroße Mann mit dem schwingenden Hammer (anderswo sieht er anders aus). Hier ist er eine reale und sehr große, armbewegte Stahl-Skulptur, die einen Hammer auf und nieder schwingen lässt. Das Symbol für Schaffen, Erarbeiten, Werte (meine Interpretation - ob die stimmt?) Der Hammer hat mich nicht niedergestreckt. Ich konnte dem Riesenmann auf den letzten 195 Metern eine lange Nase machen. Der Ziel- Schluss ist salonmäßig. Rein in die alte Messehalle durch`s weit geöffnete Tor auf rotem Teppich. Es regnet Silber und buntes Konfetti. Rote Rosen für die Damen-Finisher. Das hatte sehr viel Niveau. Respekt. Kein Lauf ist wie der andere.

Gern hätte ich den Lauf mehr genossen, aber, wie gesagt, meine 3:53 sprechen Bände, ja, zwei Stunden davon waren schmerzlich - doch Ziel erreicht, alles im Lot. Gesund angekommen? Ich meinte ja. Doch schon am Abend zeigten sich die typischen Symptome eines dicken Kopfes mit Rotznase und Husten, doch kein Schwein rief…ääh…biss mich an! Gut so. War ich mittendrin in der Inkubationszeit?

Nr. 47 ist abgehakt. Fazit: Ein Lauf, der professionell organisiert und vom Ablauf her kaum zu kritisieren ist. Kein Wunder, der ehemalige Berliner Christoph Kopp ist der Chef von`s Janze, kein Wunder, hat er doch als vormaliger Mitbestreiter des Berlin-Marathons (bis 2003) genügend Erfahrung. Stimmung: Prima. Streckenbeschaffenheit: In Ordnung. Wetter: Wie auch immer, alle müssen laufen, darum egal. Start und Zielbereich: Perfekt. Sogar Kuchen im Ziel, ja, mei…. Nur Duschen war ein Gräuel. 20 Minuten anstehen in zugiger Halle. Wer noch kein Wamsdrammeln verspürte, hatte es bald. Doch bleibt: In jedem Falle empfehlenswert. Nur als Vergleich, beim Maßstab Berlin = 4 ½ Sterne, dann hat Frankfurt mit allem drum und dran 3 1/2, in Einzelbereichen sogar mehr verdient.

Grüße von Horst

P.S. Günter Lewanzik, Pro Sport Berlin 24, blieb mir verschollen. So nur die Internet-Auskunft: 3:36:02, auch enttäuscht?

Auch Ivana von Hübis Lauftreff habe ich vor Ort nicht ausmachen können. Ihre Zeit 3:51:53, prima. Brutto übrigens 3:58. Über 6 Minuten gewartet und dann einen tollen 5:30er Schnitt hinbekommen. Gratulation.

Sieger: Nur Kenianer, 6 vorn, alle unter 2:10, Sieger Gilbert Kirwa (Sieger diesjährig in Wien), sein zweiter Lauf überhaupt und der zweite Sieg, diesmal 2:06:14, Streckenrekord. Vorjahressieger, Robert Cherruiyot, blieb um 13 Sekunden geschlagen Zweiter. Agnes Kiprop benötigte 2:26:57 für ihren Sieg, Platz zwei war mit 2:27:50 auch kenianisch besetzt. Wenigstens ein Deutsch sprechender machte eine sehr gute Figur: Günther Weidlinger (Linz?) schaffte neuen österreichischen Landesrekord in 2:12:39. Na, bitte.

Und noch etwas: Jochen Heringhaus, schon mehrmals mein Co-Sprecher beim Havellauf, der ansonsten für Runners Point quer durch Deutschland zu jedem wichtigen Rennen düst, dort immer fröhlich und munter kommentiert, stand auf dem Deck seines VANS bei km 7 und 38. Da verflog meine Trübsal über das Nichterreichbare an diesem Tag wenigstens für einen Moment. In der Fremde eine persönliche Aufmunterung. Danke Jochen.

Nochmals Grüße Hotti

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