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Berichte & Ergebnisse 2015

Well done!

Beitrag von Ralf Milke.

Ich beginne mit der Zeit im Ziel, 3:26:18. Wir wollten schneller sein, aber keine blinde Läuferin weltweit war letztes Jahr so schnell wie Regina und auch keine außer Regina in diesem Jahr. Über Trainings-, und Wettkampfstrategien und was alles sonst noch wichtig ist, denken wir nach, aber das nicht zerknirscht, sondern ganz zufrieden mit dem Geleisteten und Erlebten.

Zwei, drei Schritte zurück. Als ich Anfang des Jahres den Bundestrainer Leichtathletik des Deutschen Behindertensport-Verbandes angerufen habe, hatte der gar keine Ahnung vom Leistungsniveau der blinden Frauen im Langstreckenlauf. Als wir den Verband kontaktierten wurde klar, dass sich die handelnden Personen der Ausschreibung einer Marathon-WM durch den Weltverband IPC nicht mal bewusst waren.

Wir waren nicht die einzigen, die nach London wollten. Vier IPC-Athleten wurden schließlich als Nationalteam nominiert, plus Guides. Dass es überhaupt zu diesem historischen Ereignis kam ist aber ganz sicher auch Reginas und meiner Beharrlichkeit zu verdanken. Und historisch dürfen wir den Tag nennen: 32 Jahre nach der ersten Marathon-WM der Läuferinnen in Helsinki 1983 wurde in London 2015 die erste WM der sehbehinderten und inbegriffen eben auch der blinden Läuferinnen ausgetragen. Und wir durften dabei sein. Zuerst hieß es, der Verband könnte uns zwar melden, aber für alle Kosten müssten wir selbst aufkommen. Am Ende haben wir nur die Flüge bezahlt, die wir wohl über Reginas Verein im Behindertensport abrechnen können.

Bekommen haben wir ein fabelhaftes Rennen in London in einer perfekten bis in jedes Detail liebevollen Organisation. Was der London-Marathon und das IPC gemeinsam geleistet haben kann ich nur überirdisch nennen. Fast möchte ich die britische Staatsbürgerschaft annehmen, aber auch im deutschen Verband sind Veränderungsprozesse angestoßen worden, die wir weiter anstoßen müssen. Zurück zur Überschrift: Im Ziel mussten wir nicht wie die Vielen lange gehen, und dann für uns sorgen, sondern wir wurden ganz individuell in ein Zelt geführt, wo es warm war, es was zu trinken gab, und wir sitzen konnten. Von dort wurden wir mit dem Bus zum Schiffsanleger gebracht und dann auf der Themse zum Athletenhotel direkt an der Tower Bridge. Das Hotelpersonal erwartete uns zur Jubelarie am Eingang.

Ganz unorganisiert war das Publikum an der Strecke, ich habe sie nicht gezählt, aber es geht in die Hunderttausende. Die Begeisterung, die uns auf der Strecke entgegengebracht wurde, ist jetzt immer noch nicht so leicht annehmbar, so überwältigend war sie. „Well done!“ „Well done! Well done!“, wir haben das so viele hundert mal gehört. Eine andere Überschrift für diesen Beitrag kann es nicht geben. Viele riefen „Deutschland“, noch viele mehr riefen „Germany“, noch viele viele viele mehr machten einfach unglaublich Lärm und Spektakel. Dabei waren wir ja fast immer allein auf der Strecke. Das haben die alles für Regina gemacht, obwohl ich auch ein einziges mal eine Frau uns hinterherrufen hörte: „… and the Guide!“. Es bleibt unvergesslich.

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