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Dies ist ein Archiv, die aktuelle Website ist www.psb24-laufteam.de.

Berichte & Ergebnisse 2015

Exklusiver Inklusionslauf

Beitrag von Ralf Milke.

Aus Laufsportkreisen hat das niemand mitbekommen. Schon seit 14 Wochen führt das Netzwerk Inklusion Deutschland Veranstaltungen in allen Landeshauptstädten durch, auf denen eine Inklusionsfackel weitergegeben wird. Diese wurden vielfach in bestehende Veranstaltungen eingefügt, z.B. auch den evangelischen Kirchentag in Stuttgart oder den 5-Seen-Lauf in Schwerin. Manchmal wurde die Fackel als Staffel getragen, andere male nur symbolisch im Kreis herumgeführt.

http://www.netzwerkinklusion.de/fackellauf/organisation/

Von Potsdam nach Berlin fand das große Finale statt mit Abschluss auf dem großen Inklusionsfest auf dem Potsdamer Platz. Dies war mit Loslaufen vom Potsdamer Landtag aus tatsächlich ein langer Lauf von knapp 30 km. Regina war von der CBM (Christoffel Blindenmission) angefragt worden, ob sie als Repräsentantin an der Veranstaltung teilnehmen würde. Sie hatte anschließend als Blinden-Weltrekordlerin im Marathon ein Bühneninterview und am Rande Interview und Fotoshooting für die neue CBM Pressearbeit. Wir hatten keine Ahnung, was uns am Samstagmorgen in Potsdam erwarten würde.

Tatsächlich zuckelten dann ungefähr 50 Personen Richtung Glienicker Brücke. Dort wurden wir aus der Obhut der Brandenburger Polizei in die der Berliner Polizei übergeben. Das war nämlich das besondere an diesem beschaulichen Gruppenlauf: Wir waren eine angemeldete Demonstration. Ab der Glienicker Brücke bis zum Potsdamer Platz bestand der Demonstrationszug aus gut 20 Joggern, 3 Begleitfahrzeugen, 6 Polizeiwagen und 2 Polizeimotorrädern. Was dann folgte, fügt den Laufsuperlativen unseres Jahres ein weiteres hinzu: Das bislang absurdeste Lauferlebnis. Denn solange wir uns auf der Strecke befanden, war die B1 stadteinwärts gesperrt.

So demonstrierten wir uns über den Schäferberg Richtung Wannsee und durch Wannsee hindurch zunächst mal bis zur Pause an der S-Bahn-Unterführung. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, denn ich wohne ja selbst da. Im 7er-Schnitt riegelten wir Wannsee von der Welt ab. Es folgte ein langer Abschnitt über 9 Kilometer bis zur Drakestraße, für den wir eine Stunde brauchten. Ich bin froh, dass ich nicht im Stau hinter uns gestanden habe. Auf diesem Abschnitt kam auch der Fahrradanhänger mit aufgeschnallten Boxen dazu. Weil es ja außer vereinzelten Passanten kein Demonstrationspublikum gab, wurde zunächst verschiedene Musik gespielt. Ich hätte mir nie erträumt, einmal auf einer gesperrten B1 mit Regina und Polizei-Eskorte im Zuckeltrab unterwegs zu sein, zu Helene Fischers „Atemlos“. Großes Kino für uns zwei. Auf den letzten 10 Kilometern ab Schloßstraße nahm das absurde Theater dann aber plötzlich Sinn an. Denn auf der wimmeligen Einkaufsmeile waren wir Joggingtruppe mit Polizeieskorte ein ganz großes Hallo. Ab jetzt schallte aus den Lautsprechern der Inklusions-Song

Hier zu hören: http://www.netzwerkinklusion.de/

Der funktioniert professionell in Endlosschleife. Wir stoppten noch 6 Mal bis zum Potsdamer Platz zur Verteilung von Inklusions-Flyern und erreichten nach 5 Stunden den Potsdamer Platz. Hier waren wir eine Attraktion des Tages, die es sogar für einen Halbminutenbeitrag in die RBB Abendschau geschafft hat. Das gibt der Organisation recht. Man hätte viel mehr Aufwand betreiben können, um mehr Läufer auf die Strecke zu kriegen, aber wozu? Auf dem Inklusionsfest war der/die/das PSB stark vertreten. Auch Imke und Dietmar Klocke waren da, und Manfred Dehmel mit seiner Frau. Rigo Gebhardt, einer der drei Rekordteilnehmer des Havellaufs, war mit uns unterwegs auf der Fackelstrecke. Wir sind ja schon längst ein Inklusionsverein! Sobald man nicht mehr darüber redet, ist Inklusion Wirklichkeit geworden.

P.S.: Am Innsbrucker Platz stoppten wir auch, und einige von uns (auch Regina und ich) durften dort in einem griechischen Cafe ohne Verzehr pinkeln gehen. Die Cafe-Wirtin hatte als Kind durch eine Erkrankung zeitweilig das Augenlicht verloren, wie sich im Gespräch schnell ergab. Sie war sehr erfreut, die schnellste blinde Marathonläuferin zu Gast gehabt zu haben. Das Cafe ist auf der N-Seite der Stadtautobahn auf dem Stadtplan rechts, also Nordosten. Wer mal am Innsbrucker Platz Pause macht, kennt meine Empfehlung. Ihr müsst nur sagen, dass ihr die blinde Marathonläuferin auch kennt.

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