Menü überspringen

Dies ist ein Archiv, die aktuelle Website ist www.psb24-laufteam.de.

Berichte & Ergebnisse 2015

Usedom

Beitrag von Ralf Milke.

Vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstrasse.

Ja das möchste! schrieb Kurt Tucholsky, in Anspielung auf maßlose Wünsche.

http://www.mumag.de/gedichte/tuc_k02.html

Was mochte ich in diesem Jahr? Erfolgreiche Teilnahme an 800 m Halle und an 234 km Baltic Run, dazu gesellte sich dann das Ziel der WM-Teilnahme gemeinsam mit Regina. Unn wat ha'ick jekriecht? Allet!

Von Bernau nach Usedom, das hatte noch gefehlt, und das wurde mir an Pfingsten geschenkt. Ein Lauf über 234 km, quasi von Berlin ans Meer. Einen ausführlichen Bericht möchte ich nicht schreiben. Der wäre viel zu lang und zu unfertig, denn ich bin ja für mich schon wieder in Neuland vorgestoßen, und woher soll ich so schnell wissen, was ich aus den Erfahrungen machen soll?

Also nur nackte Fakten: Start war um 7:00 am Pfingstsamstag im historischen Stadtkern von Bernau, und Wilfried Jackisch war gekommen, um mich auf die Strecke zu schicken. Danke Wilfried! Mir ging so die Düse an diesem Morgen...

Aber sobald die Füße ihren Rhythmus aufgenommen hatten, wurde alles gut. Einen Marathon läuft man mit den Beinen, an die Ostsee läuft man mit dem Kopf, hatte ich behauptet. So ist es auch wirklich. Es kam der Barnim an mir vorbeigespult, dann die Schorfheide, traumhaft schön die Uckermark bis in die Nacht hinein, der morgen entließ mich in die Geestlandschaft, der Mittag in die Marschen am Haff und endlich über Damm und Brücke der späte Nachmittag auf die Insel.

In meinem Kopf war alles in Abschnitte eingeteilt. Nach 100 km gab es Suppe und Turnhalle in Prenzlau, nach 163 km Suppe und Turnhalle in Eggesin. Dazwischen Verpflegungspunkte in weniger als 10 km Abstand. Kein einziger Lauf an diesem Wochenende war also länger als 10 Kilometer.

In Prenzlau war ich nach 13 Stunden sehr gut im Plan. Die Nacht war kalt, an einem Verpflegungsposten war sogar das Wasser eingefroren, und ich war leicht bekleidet, trotzdem ging alles gut. In Eggesin legte ich mich eine halbe Stunde auf eine Turnmatte und ließ mir sehr viel Zeit. Nach 100 Meilen brach ich gut gelaunt um viertel vor acht in den dritten Abschnitt des Rennens auf, nur noch 70 Kilometer. Nach zwei Stunden schwand die Erholung wieder aus den Beinen. Damit hatte ich gerechnet. Irgendwann geht das Rennen los. Die unebenen kaputten Betonplattenwege gingen mir auf den Geist. Es wurde warm am Pfingstsonntag, in der Sonne fast heiß. Die Muskeln gaben nicht mehr viel her. Aber was ich den ganzen Tag über von allen Verpflegungsposten immer wieder gehört habe, bis zum allerletzten, war "Du siehst ja noch gut aus!". Irgendwie kann ich locker aussehen, auch wenn ich knülle bin, aber meinen Kopf hatte ich mir eben auch frei gehalten. Das hat sich ganz von allein ergeben. Ich habe im Geiste eine Liste aller Vogelarten angelegt, die ich am Rand der Strecke registrieren konnte, habe sie immer wieder abgeklopft, mit um mögliche Ergänzungen befragt, kurz: ich hatte immer was zu tun.

Als die Beine kraftlos wurden, kam bei mir Angst vor einer zweiten Dämmerung auf, aber die war unbegründet. Nach 35:36:37 Std. bekam ich um kurz nach halb Sieben einen herzlichen Empfang im Ziel. Fürs Freibier war ich zu müde, die Augen fielen einfach zu, aber das gabs dann eben am Montag zum Frühstück.

*****

Statistik: - 1 Gemüsesuppe - 1x Tomatensoßennudeln wurde quantitativ vom Magen abgelehnt - paar Brotecken mit Butter/Salz etc., zusammen eine kleine Scheibe Brot - paar gekochte Kartoffelschnitze mit Salz, zusammen eine mittelgroße Kartoffel - ca. 10 Kräcker - paar Bananenstückchen, zusammen ca. 1/2 Banane - 2 Gelbeutel - ca. 15 Liter Getränk - davon ca. 7 l Cola - ca. 4 l Wasser - Rest Kräutertee, Schwarztee, Zitronentee, Kaffee, Brühe, Bananendrink.

Die selbstgemachten Spätzle vom Team Böblingen nach 180 km habe ich umständehalber leider nicht probiert.

Statistik (Teil 2): Goldammer, Rohrammer, Grauammer, Stieglitz, Grünfink, Girlitz, Kernbeißer, Buchfink, Feldsperling, Haussperling, Gartenbaumläufer, Kleiber, Kohlmeise, Tannenmeise, Blaumeise, Wacholderdrossel, Misteldrossel, Singdrossel, Amsel, Sprosser, Nachtigall, Rotkehlchen, Hausrotschwanz, Gartenrotschwanz, Braunkehlchen, Zwergschnäpper, Trauerschnäpper, Wintergoldhähnchen, Zilpzalp, Fitis, Klappergrasmücke, Dorngrasmücke, Mönchsgrasmücke, Gelbspötter, Drosselrohrsänger, Teichrohrsänger, Sumpfrohrsänger, Feldschwirl, Rohrschwirl, Zaunkönig, Kolkrabe, Nebelkrähe, Dohle, Elster, Eichelhäher, Star, Pirol, Neuntöter, Bachstelze, Schafstelze, Baumpieper, Mehlschwalbe, Rauchschwalbe, Heidelerche, Feldlerche, Buntspecht, Grünspecht, Mauersegler, Kuckuck, Türkentaube, Ringeltaube, Hohltaube, Flußseeschwalbe, Lachmöwe, Kiebitz, Bläßhuhn, Kranich, Turmfalke, Rotmilan, Schwarzmilan, Mäusebussard, Gänsesäger, Tafelente, Schnatterente, Stockente, Graugans, Höckerschwan, Weißstorch, Graureiher, Rohrdommel, Kormoran, Haubentaucher

Kommentar von Carsten Schultz, 26.05.2015, 22:24:

Ralf, ganz große Klasse! Glückwunsch!

Eingeloggte Benutzer können Kommentare hinterlassen.