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Berichte & Ergebnisse 2008
Ein Jubiläums-Marathon der besonderen Art
Beitrag von Horst Matznick.
ProSport-Team setzte Maßstäbe beim 30. Plänterwald-Marathon
Vor 30 Jahren wurde auf der Plänterwaldstrecke der erste Startschuss für einen Marathon abgegeben, der möglicherweise einzigartig ist. Startberechtigt sind nämlich nur diejenigen, die sich in einer Dreiergruppe zusammenfinden und den Kurs vom Anfang bis zum Ziel tatsächlich auf Tuchfühlung absolvieren. Dabei spielt es keine Rolle, welcher Fakultät die Laufenthusiasten angehören. Locker kann gemixt werden und auch das Lebensjahr spielt keine Rolle. Also kam alles vor: Reine Männer- und Frauenteams, zwei Männer/eine Frau, zwei Frauen/ein Mann, Oldies (oberhalb der 55).
Herauszuheben waren drei Starter. 1. Horst Preisler (72) aus Hamburg dürfte der 2. Weltrekordler nach Haile Gebrsilasse sein. Er lief seinen 1.535 (!) Marathon in 4:57:17. Hier zählt nur die Anzahl, nicht die Zeit. Aber das ist genau so unfassbar, wie Hailes letzter Berlin-Lauf im September 2007 (2 : 04 : 26). Mit etwas Abstand folgt dann Organisator Roland Winkler (3:41:55), der bisher keinen Plänterwald-Marathon ausgelassen hat, sozusagen ein Ebenbild des Berlin-Marathon-Huebi, der bekanntlich noch nie einen Lauf versäumt hat (bisher 34x). Und schließlich Ryan Shakal vom ProSport 24 Berlin. Er ist inzwischen bekannt dafür, eigentlich nur noch ganz dicke Bretter zu bohren. Ultralang muss es sein, wie zuletzt beim Spartathlon in Griechenland mit 246 km mal eben in 33 Stunden. Ein Marathon ist bei ihm nur Kurzstrecke.
Wer die Berliner Spree kennt, weiß auch wo der Plänterwald liegt. Wer nicht, muss mit dem Finger im Stadtplan südöstlich des Treptower Parks rumstöbern, den ehemaligen Vergnügungspark oder das alte Eierhäuschen direkt an der Spree ausfindig machen - genau, da liegt das Wäldchen. Der 19. Januar 2008 war kein schöner, dennoch interessanter Tag für das Läufertagebuch. Diesem Event stellten sich – wetterbedingt - nur bescheidene 52 Dreierteams in der eingangs beschriebenen Weise. Start Punkt 12.00 Uhr. Ein 5 km-Rundkurs, der achtmal zu durchlaufen war und dazu noch ein Schlußstück von 2,195 km, das, wie so oft, den letzten Nerv raubte.
Wetterkapriolen im Januar sollten eigentlich weiß sein. Bei Dauerregen bescherten die Plusgrade indes allen Teilnehmern und auch den Zuschauern eine Dauergießkanne, die weite Teile der Laufstrecke in Großpfützen- und knöcheltiefe Morastlandschaften verwandelte, englischen Crossstrecken in nichts nachstehend. Nur hier eben fand Marathon statt, das war schon ein Ding besonderer Art. Prosport 24 war mit zwei Teams am Start, so nach dem Motto „Wat mutt, dat mutt”. Regen und Schlamm hin und her, für alle galten die gleichen Bedingungen. Zack, schon ging es los. Nach Runde 1 war klar, wie die Rollen verteilt waren. Unsere erste Mannschaft (Ryan Shakal, Carsten Schulz, Ralf Milke) machte das Tempo, aber auf Tuchfühlung folgten zwei Teams aus Leipzig bzw. aus Greiz/Thüringen (wenn ich das richtig mitbekommen habe – das Internet gab nichts her).
Nach jeder weiteren Runde wurden die Spuren der Schlammschlacht auf den Renntrikots immer deutlicher. Laufschuhe wandelten sich in wasserdurchtränkte und dreckbesudelte Schlappen und die Trikots hätten Querfeldeinradfahrern zur Ehre gereicht. Auch nach Runde 5 war unsere Mannschaft noch vorn, doch was sind 50 m, wenn noch 17 km zu laufen sind? Es begann ein Daumendrücken, Mitbangen, verstärktes Anfeuern.
Unsere zweite Crew (Klaus Hertel, Willi Jackisch, Günter Lewanzik) lief von Beginn an verhalten, sehr konstant und nicht Spitzenplatz orientiert. Wohlgemerkt, es ist Januar, eigentlich überhaupt keine Zeit, um die Königsstrecke anzugehen. Frühling und Herbst, das sind unsere Jahreszeiten. Respekt für alle, die es trotzdem wollten.
Runde 8 (km 40): Vorne machten nur noch zwei Gruppen(ProSport24 Berlin u. die LG eXa 1 aus Leipzig), dicht zusammen laufend, das Rennen unter sich aus, während die dritte Truppe aus Greiz zurück fiel. Nach Zieleinlauf erreichten die Thüringer Platz 3 in 3 Std. 04 Min., beachtlich. Vordem kam es auf der letzten 2,195 km-Runde regelrecht zu einem Krimi, bei dem unsere Gelbhemden alles gaben und dank „der harten Wade von Ralf, dem Riesenschritt von Carsten” (Kommentar von Ryan) sowie der Gruppengeschlossenheit und Anfeuerungen die Konkurrenz auf der 42,195 km langen Strecke um 14 Sekunden, die erst auf den letzten 700 m heraus gelaufen wurden, distanzieren konnten: 2 Std. 58 Min. 51 Sek. Die zweitplatzierten Sachsen (Laufgemeinschaft eXa 1) benötigten 2:59:05. Das war einfach Klasse. Angesichts der erschwerten Umstände und dazu noch zu dritt gemeinsam unter drei Stunden zu bleiben, ist eine tolle Leistung. Zu uns gehören drei Sieger.
Gratulation für Ryan, Carsten und Ralf!
Team 2 war klar auf Kurs unter 3:30 und für die Teamwertung „mindestens 150 Jahre alt” auf Sieg gepolt. Doch durch Magenprobleme bei Klaus Hertel, der sich trotzdem wacker durchbiss, blieb die Uhr bei 3:30:33 stehen, 6 Minuten nach den Gewinnern in dieser Klasse. Das war letztlich nicht mehr so wichtig, denn jede Zielstrichüberquerung war an diesem Tage aller Ehren wert. Das siegreiche Frauenteam („ICE Berlin-Hamburg”), wohl aus Hübi`s Lauftreff, brauchte 3:36:15. Klasse. Eine Mix-Wertung gab es wohl (leider) nicht, doch sollen dem Vernehmen nach am späten Nachmittag die Einlaufteams der Plätze 1 – 30 geehrt worden sein. Na, bitte.
Eine liebevolle, mit viel Engagement und guter Organisation durchgeführte Veranstaltung. Willi Jackisch ließ im Ziel doch noch die Sau raus: „Mein erstes, einziges und letztes Mal im Plänterwald.” Wäre es trocken gewesen, vielleicht sogar noch mit Sonnenschein und gutem Untergrund, sein Votum wäre anders ausgefallen. Ein Team-Marathon ist etwas ganz Besonderes und dafür nimmt man wohl jede Härte, wie an diesem Tag, in Kauf. Wie sagte einer der weit hinten Plazierten? : „Wat willste denn, war doch jut. Früher hatten wa Eisglätte und Schnee und nu diesmal eben den Dauerrejen mit Matschepampe und nasse Beene.” So einfach kann Freude für die ganz Harten sein.
Kommentar von Carsten Schultz, 27.01.2008, 03:28:
Es hat großen Spaß gemacht, mit Ralf und Ryan zu laufen, wie auch schon 2004 mit Atsushi und Holger. Natürlich hat mich auch das Ergebnis gefreut, zumal ich bei Kilometer 15 nicht mehr an sub-3 und bei Kilometer 41 nicht mehr an den ersten Platz geglaubt habe.
Dank an meine Mitstreiter und vor allem auch an die vielen Unterstützer an der Strecke, für die der Regen unangenehmer als für uns gewesen sein muss; insbesondere an Clemens, der Ralf und mir unsere Spezialmischung gereicht hat.
Nächstes Jahr müssen wir mal ein Frauenteam in den Kampf um den Sieg schicken. Lieber Roland Winkler, erhalte uns den Lauf!
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