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Dies ist ein Archiv, die aktuelle Website ist www.psb24-laufteam.de.

Berichte & Ergebnisse 2008

„Stadtwerke Lübeck Marathon” organisiert vom TSV Lübeck Siems

Beitrag von Horst Matznick.

Lübeck 26.10.2008, für Lübeck sprach, Freunde besuchen und weil ein bisschen gehörte Erinnerung mitschwang, dass Marathon-Finisher vor einigen Jahren in der schönen Hansestadt im Ziel eine Marzipan-Medaille samt Bändchen erhielten. Das war wirklich sehr originell. Aber leider wurde weder das noch der Lauf selbst fortgesetzt. Nun aber fand eine Wiederbelebung zumindest dem Namen nach statt. Da ich die Stadt und auch die Region sehr mag, dachte ich mir in Anbetracht der wunderbaren Herbstzeit und zum Saisonausklang, es könnte nicht schaden, nach Oberelbe/Dresden und Berlin noch einen dritten Marathon in diesem Jahr „abzuliefern”, um damit die Schnapszahl 44 zu erreichen.

Am Sonnabend zuvor zeigte sich der Herbst von der allerbesten Seite. Sonne, windstill, verheißungsvoll für den nächsten Tag. Vollkommen falsch. Es war trübe, Regenwahrschein-lichkeit 100%, ablandiger (also Süd-) Wind Stärke 7. Die abgeholte Startnummer verpflichtete und so war ich dann auch pünktlich kurz vor 10.00 Uhr im Startbereich Breite Str./ Altstadt-Markt.

Beim Kleidungsdepot konnte man auf leichte Überforderung schließen, denn selbst zwei Minuten vor dem Start stand dort noch eine ansehnliche Traube von Sportlern, die ihre Utensilien loswerden wollten. Vielleicht war das Absicht, denn der Startbereich ist wegen der historischen Bausubstanz nicht gerade als üppig und übersichtlich zu bezeichnen. Nachzügler hatten aber dennoch keine erkennbaren Nachteile, weil Brutto- und Nettozeiten dank Chipmessung klar belegen, wie gelaufen wurde. Aber gefühlte bestimmt, denn das Startfluidum muss den Nachzüglern gefehlt haben.

Nach knapp 1,5 km Altstadt ist das Läufervolk schon raus aus der Stadt, dann mal eben geradeaus nach Travemünde und auf demselbem Wege wieder zurück. Genial, ist gar nicht so weit. Die mitlaufenden Halbmarathonis hatten es noch einfacher. Nur 10,548 km hin, kurze Kehre und schon können sie den Heimweg antreten, wenn da nur nicht ein paar Schikanen eingebaut wären. Für alle galt es, die Unterführung der Trave, den so genannten Herrentunnel zu durchlaufen. 6%-Abstieg und -Steigung auf gut 1km, einmal hin und einmal zurück; der eigentliche Hammer dieser Strecke. Der HM-Sieger brauchte 1:18:54. Für die Marathonis kamen weitere big points dazu.

Bei km 15/16 kam Travemünde in Sicht. Zunächst waren die großen Ostseefähren der Stenaline mit ihren großen Aufbauten zu sehen, die maritimes Gefühl vermittelten. Dann plötzlich ging es an einer Parade auf Container wartende Zugmaschinen skandinavischer Herkunft vorbei, die auf einem zollabgesperrten, aber für die Läufer extra geöffneten Terrain standen, steil bergab (und das an der Ostsee!). Spätestens hier wird einem bewusst, verflixt, du musst auf der Rücktour ja wieder hoch.

Travemünde ist sehr schön. Die Hafenpromenade Süd hat richtig Flair. Hier sitzen die Leute, trinken ihren Kaffe, vielleicht auch schon Grog, genießen den Tag, wundern sich über vorbeilaufende Masochisten und haben bei der Rücktour schon mal begriffen, dass den Akteuren Beifall oder Aufmunterungsrufe gut weiter helfen. Doch zunächst sind es auf der Nordpromenade noch 2 km bis zur Wende. Trotz Aussicht auf die breiten Sandstrände und das Wasser hat es die auch in sich. Die Promenade verlassend steigt der Weg ganz langsam, um nach einer kurzen, heftigen Kehre als richtiger Anstieg wahrgenommen zu werden. Ein kurzes Stück Land/Wald und da sitzt das Halbmarathon-Empfangskomitee. Hier wird noch Handarbeit geleistet. StartNr. 470, 735, 204 usw. schallt es durch die Luft. Schnell und leicht sind die fleißigen Schreiber auszumachen, die die Halbdistanzkontrolle belegen. Eigentlich sollte der Ausschreibung nach die Wende schon vorher im Bereich des Casinos gewesen sein, dann wäre der kleine Landausflug nicht nötig gewesen. Sind wir etwa zuviel gelaufen?

Die zuvor beschriebene Steigung, jetzt natürlich abwärts, macht auf der Rücktour Spaß. Nur nicht lange, denn jetzt begannen die schon geahnten Qualen. Der Wind. Bisher kam alles von hinten, aber jetzt satt in voller Breite von vorn, wohlgemerkt, Windstärke 7. Als erfahrener Läufer versucht man alle zulässigen Tricks. Der einfachste ist, im Windschatten zu laufen. „Lutschen” sagen die Radfahrer. Klappt manchmal ganz gut, wenn es einigermaßen flach zugeht. Spätestens bei den Anstiegen trennt sich die Spreu vom Weizen. Bis zur Herrentunnelsenke hat das funktioniert. Beim Anstieg gehörte ich zum Spreu (hat mich ganze 2 Plätze im Endergebnis gekostet). Nun vom Scheitelpunkt bis Ziel nur noch 8 km.

Gerade rechtzeitig setzte der Regen ein, da ist man mit dem Wind zusammen nicht so einsam. Ich hatte alles dabei. Mein Doping im Gürtel (Coca-Cola) half hervorragend und meine Glacee-Handschuhe ganz in Weiß verliehen mir äußerliche Eleganz, die in meinem Gesicht sicherlich nicht zu finden war. Es war auf den letzten km ein einsames und hartes Rennen, vor und hinter mir große Abstände. Als der Altstadtbeginn durch das Große Burgtor passiert war, hatten sich auch ein paar Regenspaziergänger an die Strecke verirrt. In hanseatischer Zurückhaltung nahmen diese die Läuferinnen und Läufer zur Kenntnis. Ein nochmaliger 100 m langer Anstieg Breite Str. verschaffte mir den Blick auf zwei bedeutende Schildchen: 1. Noch 200 m und 2. „Jens, du schaffst das.” Anmerkung: An dieser Stelle brauchte Jens bestimmt keinen Kick mehr. Selbst ich, der augenscheinlich wohl vor Jens ankam, habe die 200m eben gerade noch so geschafft, was ich von den vorherigen 42 km gerade nicht sagen kann. Obwohl, 3 : 33 : 28, Platz 110 und Sieger AK M 65, na, ja, aber die 3 ½ Minuten hätte ich wohl auch noch gespart haben können, oder?

Insgesamt gab es nur 900 Marathonis (die Halben hatten wohl ein paar mehr), es gab einen Staffellauf auf 4,2 km (jeweils 10 Akteure pro Team) und wohl noch ein paar Mini-Läufe. Alles in allem waren ca. 2.500 Menschen auf Läufer- Beinen. So schlecht nicht; es hätten ohne weiteres mehr sein können, um dem Lauf eine Überlebenschance zu geben. Er war fleißig und gut gemacht, doch könnte man vieles besser machen. Der Hauch von Atmosphäre (die Altstadt kann nicht alles sein) fehlte mir. Obwohl – mir hat es trotz allem gefallen.

Siegerzeiten: Männer 1 - 3 = 2 : 39 : 31; 2 : 39 : 51, 2 : 55 : 00 (alle M 40! Keine Kenianer) Nur 8 Läufer blieben unter 3 Stunden. Frauen 1 – 4 = 3 : 22 : 37, 3 : 27, 3 : 28, 3 : 31 Wieder nur 4 Frauen vor mir. Davon bin ich enttäuscht. Und davon, dass es keine Marzipan-, sondern leider nur eine sehr bescheidene Blech-Medaille gab. Für eine offizielle Marzipan-Marathon-Belohnung würde ich es wohl noch einmal machen. Auch wenn es 5 teurer wäre.

Fazit: Lübeck lohnt immer.

Horst

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