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Berichte & Ergebnisse 2006
Frühlings HM in Shizuoka
Beitrag von Joachim Dirks.
31. Sumpun Shizuoka „Marathon”
Während Deutschland seit Wochen unter einer dicken Schneedecke versinkt und sogar Peter G. vor dem Laufen auf Schnee warnt, herrschen hier in Shizuoka mit 3-15 C angenehme Temperaturen. Schnee gibt es in diesem Teil Japans nie, daher wird hier vornehmlich Tee angebaut, der bekannter Maßen Frost empfindlich ist. Auch für den Läufer bieten solche Wetterverhältnisse Vorteile. Im Winter wird an der Umfangsschraube gedreht, während im Sommer bei Temperaturen um die 30C ein Marathon spezifisches Training mit langen Läufen draußen nicht möglich ist. Nach dem Christiane und ich den Hamamatsu HM am 26.2. als Trainingslauf bestritten, sollte es also nun, am 5.3. „zur Sache” gehen. Der HM von Shizuoka ist der bekannteste offene HM in Japan und wird live im Fernsehen übertragen. Dem entsprechend war auch die Beteiligung. Über 2000 Läufer bestreiten die 21,1km lange, flache und recht schnelle Pendelstrecke. Die Teilnehmerliste liest sich wie das „Who-is-Who” der japanischen Amateur Laufszene. Ekiden Siegerteams senden gleich ganze Abordnungen an den Start. Die Streckenrekorde von 1:03:35 bei den Männern und 1:11:15 bei den Frauen sprechen eine klare Sprache! In der M50 benötigte man 2004 eine 1:13, um zu gewinnen. Entsprechend toll ist die Stimmung vor dem Start und während des Laufes. Hier trifft Spitzensport auf leistungsorientierten Breitensport und das alles unter den Augen eines sachkundigen Publikums. Ein deutscher Kollege hatte leider kurz vor dem Start abgesagt. Ihm war die Zielschlusszeit von 2h für den HM zu nahe an seinem Leistungsvermögen und er wollte nicht aufgesammelt werden. So ging es also am Sonntag Morgen mit Tempo 270 km/h im Shinkansen von Kakegawa nach Shizuoka. Im Zug sahen wir schon einige Läufer und so mussten wir uns dann keine Sorgen machen, den Startbereich zu finden. Der lag sehr schön in einem Park in der Nähe des Bahnhofs. Vor vielen Jahren hieß Shizuoka Sumpun und war die Residenz eines mächtigen Shoguns. Da die Handelsstrecke zwischen Tokyo und Kyoto durch die Stadt Sumpun ging, waren die Menschen hier recht wohlhabend. Auch heute noch ist Shizuoka eine sehr schöne Stadt. Gegen 9 Uhr hatten wir unsere Startunterlagen abgeholt und konnten die Zeit bis zum Start um 10:05 noch auf der Marathonmesse und mit Einlaufen überbrücken. Das Wetter war ideal: Kaum Wind, Temperaturen um die 14-18C, leichte Bewölkung. Die Läufer wurden vor dem Start auf einem Vorplatz gesammelt und dann in den Startbereich geführt. Das hatten wir verschwitzt und so mussten wir uns in den Startbereich schmuggeln, was von den Helfern nicht gerne gesehen wurde... Pünktlich ging es um 10:05 los, die 10km Läufer folgten um 10:50 auf den gleichen Strecke mit Wende bei km 5. Ich wollte unter 1:20 bleiben, wohl wissend, dass mir einiges an Training in den letzten Wochen fehlte. Christiane wollte unter 1:40 bleiben, lief den Lauf allerdings ohne vorherigen Ruhetag. Die ersten 2-3 km waren um, aber km-Schilder konnte ich beim besten Willen nicht erspähen. War auch nicht so wichtig, denn aufgrund des starken Feldes gab es genug Läufer, die einen ziehen konnten. Bei km 8 kam uns bereits die Spitze entgegen: Ein gutes halbes Dutzend 3min/km-Läufer kämpften um den besten Platz vor der Fernsehkamera. Müßig zu erwähnen, dass darunter keine Deutschen waren;-). Die Favoritin mit der Startnr. 1 folgte kurz dahinter. Ich ging bei km 10 in 37 min durch und machte mich zusammen mit einem eingeladenen Läufer, erkennbar an seiner andersfarbigen Startnummer wieder auf den Rückweg. Dieser Läufer lief augenscheinlich bis dahin unter seinen Möglichkeiten. Km 15 passierten wir in 56 min, um dann auf eine ca. 3km lange Gerade einzubiegen. Nun nahm er stetig Fahrt auf. Sehr gut, denn ich konnte gerade so dran bleiben. Das war mein maximal mögliches Tempo, so viel war klar... Bis km 20 überholten wir noch zusammen einige Läufer, doch dann machte die Nr. 250 ernst: innerhalb von 100m hatte er einen Vorsprung von 10m herausgelaufen. Meine Beine waren nicht mehr frisch genug, um da noch mitzuhalten und so musste ich „alleine” den letzten km um das Schloss herum laufen. Im Ziel hatte er mir fast 25 sec abgenommen. Da ich für den letzten km 3:45 brauchte, war er zum Schluss wirklich flott unterwegs! Meine Nettozeit von 1:19:58 ist wohl unter der Rubrik Punktlandung zu verbuchen. Im Ziel gab es noch eine Soforturkunde und dann musste ich schnell wieder auf die Strecke, um Christiane anzufeuern. Sie lies sich diesmal aber mehr Zeit als in Iwata. Nach 1:41 kam sie ins Ziel und war etwas enttäuscht, nicht unter 1:40 geblieben zu sein. Aber einen HM aus dem Training heraus zu laufen ist nicht ohne. Jetzt heißt es noch 4 Wochen gut trainieren und dann geht es nach Boston. Darauf freuen wir uns schon, denn Boston ist mit Sicherheit flacher als Okinawa.
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