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Berichte & Ergebnisse 2006
Schnaufend und laufend durch Mexiko-Stadt
Beitrag von Robert Kappeler.
Heute morgen habe ich mich laufenderweise wieder ins Wettkampfgeschehen gestürzt. Auf dem Programm stand der 15 Kilometer lange Lauf "Gran Salon de la Fama" in den Straßen des Stadtteils Polanco. Insgesamt eine sehr professionell und auch nett organisierte Veranstaltung. Schon gestern hatte ich mein Starterpaket abgeholt, für 180 Pesos (ca. 13 Euro) gab es ausser der Startnummer noch ein Funktionshirt, eine Trinkflasche und eine Tüte Erdnüsse. Die anhaltenden Proteste um den Wahlausgang in Mexiko von Anfang Juli hatten eine Streckenänderung notwendig gemacht, die Route führte nun etwas weiter nördlich als üblich durch Polanco, der Startschuss fiel am Parque America, was ich als ehr symbolträchtig empfand, da es von dort nur ca. 150 Meter zu unserer künftigen Wohnung sind. Auch von meinem jetzigen Wohnhotel ist es nur ein knapper Kilometer. Die Startzeit wurde zudem auf 8 Uhr vorverlegt, was für mich insofern von Bedeutung war, da ich den Abend zuvor zu einer Geburtstagsfeier eingeladen war. Das Essen war gut, die Stimmung ebenfalls, und da ich mich ja auch neben der Lauferei ins soziale Umfeld eingliedern wollte, dauerte es eben bis 01.30 Uhr, bis ich im Bett war. Fünf Stunden später war ich wieder wach, eine deutliche Übelkeit mahnte mich eigentlich zum Liegenbleiben. Aber kneifen war definitiv keine zulässige Möglichkeit. Im Startbereich wirkte alles fast wie in Deutschland, ein Toilettenwagen, Kleideraufbewahrung war vorhanden, sogar eine kleine Laufmesse mit Verkaufsständen gab es, allerdings hatten die Händler ihre Waren meist auf Decken vor sich ausgebreitet. Auffällig war die Präsenz vieler gut durchtrainierter Läufer, insbesondere auch in den Altersklassen ab M40, die hier Master heissen. Am Start war mir dann durchaus etwas flau zumute, und ich registrierte auch genau die neugieren Blicke anderer Läufer, die fast durchweg mindestens einen Kopf kleiner waren. Mein Ziel war es - ganz bescheiden -, unter einer Stunde zu bleiben. Man darf nicht vergessen, dass Mexiko Stadt auf einer Seehöhe von 2.300m liegt. Selbst nach vielen Wochen Anpassung ist man in aller Regel nicht in der Lage, seine Laufzeiten aus dem Flachland zu reproduzieren, und ich bin nun gerade mal 14 Tage hier. Zudem war durch den Umzug kaum ein vernünftiges Training möglich, mehr als 15 Kilometer war ich seit vielen Wochen nicht mehr gelaufen. Schon wenige Meter nach dem Start fühlten sich meine Beine bleischwer an, das typische Gefühl, das ich auch während meiner jüngsten Trainingsläufe zu spüren bekommen hatte. Vorne ging direkt die Post ab, schon erstaunlich, wie gut die Jungs - und auch die Mädels - hier drauf sind. Bei Kilometer 2 zeigte die Uhr 7:51, subjektiv war das schon ziemlich anstrengend, also war mein Plan mit dem 4er Schnitt sicherlich ganz brauchbar. Auch hier zog sich das Feld wie sonst üblich rasch in die Länge, und ab Kilometer 4 war ich dann mehr oder minder allein. Da hatte ich dann schon gemerkt, dass das heute kein Kindergeburtstag werden würde, die Zielerreichung würde echt anstrengend werden. Leider waren die Verpflegungsstände etwas ungerecht verteilt, km 4 und 8 waren in Ordnung, die Lücke zu km 14 dann aber doch groß, zumal ich da auch nicht mehr wirklich trinken wollte... Bis auf den letzten Kilometer war alles andere als klar, ob ich die Stundenmarke knacken könnte, und ziemlich kaputt strebte ich dem Ziel entgegen, das ich schließlich nach 59:45 Minuten erreichte. Meine Vorgabe habe ich damit erreicht, und ich sollte damit auch zufrieden sein, auch wenn meine Flachlandzeiten insbesondere aus dem Jahr 2005 natürlich etwas anderes nahelegen könnten. Aber auch die Fachliteratur geht davon aus, das nach zwei Wochen auf einer Höhe 2.300m immer noch ca. 5 bis 10 Prozent an Leistungsvermögen fehlen. Nach dem Rennen gab es eine schicke Medaille und auch Glückwünsche von mexikanischen Konkurrenten, am meisten gefreut hat mich die von Ángel Hernández, den ich bei Kilometer 11 eingeholt hatte. Zu seinen Freunden, die ihn später als nationalen Spitzenläufer der 80er-Jahre bezeichneten, sagte er: "Er hat sogar mich überholt". So übel wird es dann schon nicht gewesen sein. Im Endergebnis war ich schließlich 36. von ca. 500 Läufern insgesamt, 9. meiner Altersklasse, die wie aus Deutschland gewohnt wieder einmal die am stärksten besetzte war. Der Sieg ging an Rubén García Gomez in starken 48:25 (3:14er Schnitt), und erwähnenswert ist sicher auch, dass 6 Frauen vor mir im Ziel waren. Gut sechs Minuten nach mit kam übrigens mit Joel Sanchez der Olympiadritte von Sydney im 50km Gehen an.
Zur Ergebnisdatenbank: http://www.metadeportes.com/p_eventos.htm
Neues aus Mexiko gibt es gelegentlich auch hier: http://mexico.freeflux.net
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